Multifamilientherapie
Weiterbildungsinstitut Münster

Multifamilientherapie

Mitte der 50er Jahre fingen Peter Laqueur und seine Mitarbeiter in New York damit an, in der Arbeit mit schizophrenen Erwachsenen die Angehörigen mit einzubeziehen. Gruppentherapeutische Wirkfaktoren wie Erfahrungsaustausch, gegenseitige Unterstützung, konstruktive Kritik und Modell-Lernen bei der Begegnung von verschiedenen Familien mit ähnlichen Problematiken zeigten sich als hilfreich. Das Teilen spezifischer Schwierigkeiten stellte sich als entlastend heraus und die Teilnehmer lernten, dass man sich gegenseitig dabei helfen konnte, neue Lösungen zu finden, Ideen auszutauschen und Feedback zu geben und zu erhalten. Es wuchs die Erkenntnis, dass Familienmitglieder in der Gruppe viele Hilfestellungen geben können, die therapeutisch genutzt werden können. Die sich entwickelnden Methoden und Techniken, die hauptsächlich der Verfahrensweise systemischer Gruppen- und Einzelfamilientherapien entspringen und durch tiefenpsychologische Elemente ergänzt werden, wurden im Rahmen der Multifamilientherapie bei der Arbeit mit verschiedenen Krankheitsbildern und Störungen angewandt. Die Multifamilientherapie zeigte ihre Effektivität auch in der Behandlung von Kindern und Jugendlichen. Die Multifamilientherapie beruht auf dem Paradigma, dass Familien sich gegenseitig auf mannigfache Art und Weise helfen und  füreinander therapeutisch wirksam sein können.
Die Therapeut*innen sind dabei für die Therapie der Familien verantwortlich und die Eltern für ihre Kinder. Ein den Eltern in der MFT Behandlung zugeschriebenes „Expertentum“ wird nicht lediglich verbalisiert, sondern spiegelt sich in der Therapiemethode wider. Somit wird die immer wieder von den Eltern an die Therapeut*innen gerichtete Frage, einen Expertenrat zu geben, in die Gruppe der Eltern zurück gegeben mit z.B. der Frage: „Was meinen Sie zu der Anfrage von Frau X?“ Konflikte können mit Hilfe der MFT Gruppe, die im Laufe der MFT Behandlung zu einer Ideen- und Methodenvielfalt findet und in einem leidvollem Verständnis füreinander steht, bearbeitet werden. Um die Familien als Ressource betrachten zu können, ist eine akzeptierende, wertschätzende, wohlwollende und aufmerksame Grundhaltung notwendig.
Dabei ist es bei einem systemischen Ansatz grundsätzlich wichtig, als MFT Therapeut*innen alle im Blick zu haben und die Teilnehmer in den Gruppenprozess einzubinden. Um dies bei einer Gruppe zu gewährleisten, sind zwei Multifamilientherapeuten*innen notwendig, die sich normalerweise gegenüber sitzen und alle Teilnehmer*innen im Blick behalten können. Ein gutes vertrauensvolles, wertschätzendes Zusammenspiel der MFT Therapeut*innen, das auch kritische Nachfragen gegenseitig zulässt, kann als Modell dienen und schafft zudem eine Atmosphäre, die Offenheit und somit Bezogenheit aufeinander unterstützt. Eine gute Zusammenarbeit der Therapeut*innen modelliert die Atmosphäre in der Gruppe, welche die Gruppenkohäsion, die für den Bestand der Gruppe und den Austausch grundlegend ist, begünstigt.